“Revival” von Stephen King
Endlich wieder ein richtiger Stephen King. Keiner bei dem man sich denkt, der Autor hatte Langeweile und will den Leser mit dem Gefühl von Langeweile langsam zu Tode quälen. Nein.
So ein “richtiger”, bei dem man sich fragt, wie der Autor mit so einer Fantasie eigentlich nachts noch schläft, oder was er so für Tabletten nimmt und wo man die auch herbekommt. Oder wo man was gegen die Alpträume herbekommt, die einen selbst als Leser noch lange nach der Lektüre vom Schlafen abhalten.
Der kleine Jamie spielt vor dem Haus mit seinen Plastiksoldaten, da schiebt sich ein dunkler Schatten über ihn, ein Schatten, den er sein Leben lang nicht loswerden wird. Er blickt auf und sieht Charles Jacobs über sich, den jungen Methodistenprediger, der in der neuenglischen Gemeinde gerade sein Amt antritt. Im Nu gewinnt der charismatische Jacobs die Herzen der gottesfürchtigen Einwohner. Den Kindern haben es vor allem die elektrischen Spielereien angetan, mit denen er Bibelgeschichten veranschaulicht.”
Ich lese nicht viel Stephen King, obwohl er eigentlich einer meiner Lieblingsautoren ist. In meinem Bücherregal ist er zahlenmäßig den anderen Autoren um weiten überlegen und doch habe ich nur wenige von den Bücher wirklich gelesen. Meistens habe ich Angst, eines seiner Bücher aus dem Regal zu nehmen. Nicht wegen den Schauergeschichten oder den Alpträumen. Nein, die anderen Bücher sind es, die einem viel größere Angst machen. Bücher wie “Der Anschlag”, wo unter 600 Seiten nur wenige richtig gute Szenen dabei waren. Bücher bei denen man vom Autor enttäuscht ist und ein bisschen die eigenen Erinnerungen anzweifelt: “Waren die Bücher von ihm in der Vergangenheit wirklich so gut, wie ich das in Erinnerung habe? Ist das wirklich der gleiche Autor?”
Aber dann kommt ein Buch wie “Revival”, dass “Der Anschlag” und alle anderen langatmigen Kings in den Schatten stellt. Viel zur Handlung kann bzw. möchte ich nicht verraten. Es ist besser wenn man nicht weiß wohin sich die Geschichte entwickelt. Ich sage nur so viel, dass für jede Art von Leser etwas dabei ist. “Revival” ist vielfältig und vielschichtig und glaubt mir, am Ende seid ihr froh, dass ihr vorher nicht wusstest um was es geht. Das klingt vielleicht verwirrend, aber vertraut mir einfach.
Ich habe Revival innerhalb weniger Tage verschlungen. Habe die Arbeit verflucht, dass ich morgens aus dem Haus musste anstatt weiterlesen zu können. Habe mich selbst verflucht, weil ich unbedingt die schicke Taschenbuchausgabe haben wollte. Ein eBook hätte ich tagsüber zwischendurch lesen können. Doofe Buchsammelleidenschaft. ;-)
So spannend wie “Revival” war ein Stephen King Roman schon lange nicht mehr. Langatmige oder langweilige Szenen gab es in “Revival” kaum, Stephen King hält den Leser immer bei Laune, indem er das nächste große “Ding” das passiert immer wieder andeutet.
Man ist als Leser ständig in Erwartungshaltung und kaum bekommt man etwas serviert, kommen auch schon die Andeutungen auf das Nächste. Das kenne ich nur bei Stephen King und ich liebe es.
Lange Rede, kurzer Sinn: Alle die Stephen King lieben, sollten Revival lesen, oder haben das sicher schon getan. Alle anderen, die mit King so ihre Probleme haben oder immer wieder enttäuscht sind von seinen Büchern, sollten ihm mit “Revival” nochmal eine Chance geben. “Revival” ist einer seiner besten Romane und wird bestimmt einmal ein Klassiker des Horror Genre werden.