Expedition durch mein Bücherregal | Kleine Rezensionen für Zwischendurch
Ich habe vor kurzem die Kategorien auf dem Blog aufgeräumt und dabei festgestellt, dass ich seit Januar diesen Jahres hier nicht mehr über Bücher gesprochen habe. So richtig viel gelesen habe ich dieses Jahr auch nicht – meine GoodReads Challenge reibt mir immer wieder unter die Nase, dass ich über 20 Bücher im Rückstand bin.
Aber der August war ein guter Lesemonat und ich glaube, ich habe die doofe Leseflaute endlich besiegt (*klopft drei Mal auf Holz*). Deswegen habe ich euch heute ein paar kurze Rezensionen mitgebracht – ein bunt gemischter Rückblick auf meine bisher gelesenen Bücher aus 2017.
“Illuminae” von Amie Kaufman und Jay Kristoff ☆☆☆☆
Nachdem das Buch über ein Jahr auf meine SuB geschlafen hat, habe ich es ganz knapp doch noch geschafft, es vor der deutschen Veröffentlichung zu lesen. Es hat mir zwar sehr gut gefallen – aber ich habe es leider nicht so geliebt wie ganz viele Booktuber und Buchblogger vor mir.
Der Hype um die “Illuminae Akten” ist aber für die Aufmachung auf jeden Fall gerechtfertigt. Man meint nicht nur, echte Fallakten zu lesen, es sieht auch noch alles sehr realistisch aus. Manches wirkt sogar wie schlecht kopierte Akten. ;-) Illuminae ist definitiv ein Hingucker und auch die Handlung wird man so kaum ein zweites Mal finden. Wie soll ich es erklären ohne zu spoilern? Sagen wir mal so, die dritte “Hauptperson” ist etwas ganz, ganz besonderes.
Stellenweise war es etwas langatmig und man muss mit einigem Teenager Geschmachte & Geschwafel mitten in einer Schlacht auskommen, aber am Ende ist es ein sehr unterhaltsames Science Fiction Abenteuer im besonderen Format. Ich freu mich schon auf Teil 2, während ihr ab 13. Oktober den ersten Teil in der deutschen Übersetzung verschlingen könnt.
“13 Reasons Why – Tote Mädchen lügen nicht” von Jay Asher ☆☆
In diesem Jahr wohl die am meisten diskutierte Netflix Serie weltweit. Und das, obwohl sowohl Buch als auch Serie mich wenig begeistern oder beeindrucken konnten. Oder vielleicht gerade deswegen? Darf ein Buch, das so ein empfindliches Thema behandelt, schlecht geschrieben worden sein?
Das ist wohl eine Diskussion für einen anderen Tag. Ich bin mal wieder dem Hype gefolgt und wollte das Buch unbedingt lesen, bevor die Serie auf Netflix rauskam. Von der Serie habe ich nur drei Folgen gesehen und bin wenig am weitergucken interessiert. Beim Buch ging es mir schon nach 2 – 3 Kapiteln genauso, nur die Frage, was denn nun auf Clays Kassette ist, hat mich weiterlesen lassen (und die geringe Seitenzahl).
Es hat sich nicht gelohnt. Vielleicht bin ich zu alt geworden für YA und die Highschool Themen, die das Mädchen in “Tote Mädchen lügen nicht” beschäftigen. Vielleicht konnte sich ein erwachsener männlicher Autor aber auch nicht richtig in die Situation hineinversetzen und konnte es so nicht richtig rüberbringen.
Wie dem auch sei, meiner Meinung nach lohnt sich weder Buch, noch Serie. Es gibt bestimmt bessere Bücher, die sich mit dem dennoch sehr wichtigen Thema auseinandersetzen.
“The Sacrifice of Sunshine Girl” by Paige McKenzie ☆☆☆☆
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Fan von Paige McKenzie und ihrem “The Haunting of Sunshine Girl” Kanal auf YouTube bin. Geistergeschichten sind einfach meins, und ihr erstes Buch “The Haunting of Sunshine Girl” ist eines meiner Lieblingsbücher, das ich immer & immer wieder lesen könnte.
Nachdem für mich Buch #2 “The Awakening of Sunshine Girl” eine kleine Enttäuschung war, konnte das große Finale “The Sacrifice of Sunshine Girl” mich dann doch wieder begeistern. Es bedient zwar immer noch sehr zwanghaft einige Young Adult Klischees, dafür rückt aber die eigentliche Handlung rund um (bzw. der Kampf gegen) Geister und Dämonen wieder mehr in den Vordergrund.
Der große Showdown am Ende hat dann einfach wieder richtig viel Spaß gemacht, und Lust, die Reihe gleich wieder von vorne zu beginnen.
“Murder Park” von Jonas Winner ☆☆
“Murder Park” hatte so viel Potenzial – eine einsame Insel, ein verlassener Vergnügungspark, diverse Serienmörder, ein Fernsehteam – alleine die Kombination aus diesen Dingen müsste einen soliden Thriller ergeben. Aber nicht, wenn der falsche Autor mitmischt.
Leider könnte ich eine lange Liste machen, was mir an “Murder Park” alles nicht gefallen hat: Zu viele Figuren die sich zu ähnlich sind. Anstatt Atmosphäre aufzubauen arbeitet der Autor eine To Do Liste ab: jeweils abwechselnd ein Zwischenfall / Mord, der auf 1-2 Seiten schnell abgehandelt wird – und dann viel Gequatsche darüber in den 20-30 Seiten dazwischen. Mir hat fast nur die Backstory so wirklich gut gefallen, aber für eine gute Idee vergebe ich normalerweise trotzdem 3 Sterne.
Nochmal einen Stern Abzug gab es dann aber, weil ich mir am Ende richtig verar…t veräppelt vorkam als Leser. Ich will euch nicht spoilern, aber wie der Autor die Story am Ende nochmal um 360° dreht und man das Buch quasi umsonst gelesen hat… so nervig! So eine Zeitverschwendung!
“Still Alice – Mein Leben ohne gestern” von Lisa Genova ☆☆☆☆☆
“Still Alice” hatte ich als Blind Date gekauft – ich wusste also gar nicht so richtig auf was ich mich da einlasse und dachte es wäre langweilige Erwachsenenliteratur die mich nicht so richtig ansprechen wird. Weit gefehlt!
Mich hat das Schicksal von Alice richtig berührt und ich habe von Seite zu Seite mit ihr mitgelitten, bei jedem Arztbesuch die Daumen gedrückt, dass sie sich an bestimmte Dinge doch noch erinnert… man fängt sogar an, dem Buch Dinge entgegen zu brüllen, weil man Alice helfen will sich zu erinnern. Man fühlt sich als Leser so richtig machtlos, wie Alice. Selten hat mich ein Buch so viel zum Nachdenken gebracht.
Jeder sollte dieses Buch lesen, man sieht die Welt danach mit ganz anderen Augen – sowohl die Welt von Demenzkranken, als auch die eigene Welt. Denn was wäre wenn man selber plötzlich keine Erinnerungen mehr hätte? Oder wie gehen wir mit Menschen um, die Dinge vergessen? Ein wichtiges Thema, welches ich so nie wirklich auf dem Schirm hatte.
p.s. Ich habe nach dem Lesen den Film gesehen und fand die Umsetzung sehr schlecht. Die meisten Szenen / Dinge, wegen denen man so richtig Mitgefühl für Alice entwickelt, fehlen im Film.
“Siege and Storm – The Grisha #2” by Leigh Bardugo ☆☆☆
Der zweite Teil der Grischa Trilogie war leider ein sehr typischer zweiter Teil. D.h. man kommt schlecht rein, wegen der vielen Figuren und “Fremdwörter” an die man sich nicht mehr erinnert und die ersten 30% holpert und stolpert man von Szene zu Szene. Ab dann geht es in “Siege & Storm” aber steil bergauf, der Darkling ist wieder in Topform zurück und die neue Figur, Piratenkapitän Sturmhound, macht einfach Spaß.
Was mich an der Grischa Trilogie so fasziniert, ist dass fast alle Figuren eine helle und eine dunkle Seite haben – sogar der “Bösewicht” wirkt “rund”, man kann fast Mitleid mit ihm haben. Dass das nur nicht auf die Protagonistin Alena zutrifft ist nervig aber verschmerzbar, denn die anderen Figuren machen das wieder weg. Ich freu mich schon wieder auf Teil 3 – hoffentlich wird die Rückkehr in die Geschichte dann nicht so holprig.
“American Gods” von Neil Gaiman ☆☆☆
Was für eine seltsame Achterbahnfahrt war das denn bitte? Ich habe bs jetzt, drei Monate später, noch nicht ganz begriffen um was es in “American Gods” wirklich ging, geschweige denn was in dem Buch alles passiert ist. Meiner Meinung nach ist es absolut kein typischer Gaiman, mit Neil Gaiman verbinde ich eher märchenhafte Erzählungen, als… was auch immer American Gods ist oder sein will.
Manche Leute werden dieses Buch lieben, gerade weil es so strange ist. Für mich war es eher nichts. Unterhalten hat es mich aber trotzdem. Auch wenn ich nicht ganz verstehe wie oder wieso.
“The Demonologists: The Extraordinary Career of Ed & Lorraine Warren” by Gerald Brittle ☆☆☆☆
Ed und Lorraine Warren sind euch vielleicht aus den zwei “The Conjuring” Filmen ein Begriff. Ich bin nicht nur ein Fan von gut gemachten Horror/Poltergeist Filmen, sondern auch von TV Serien wie “Ghost Hunters” – ich finde Geschichten von Geistern und Dämonen einfach interessant und vor allem unterhaltsam.
Deswegen habe ich mich von “The Demonologists” auch sehr gut unterhalten gefühlt. Es ist kein richtiges Sachbuch aber auch keine Biografie, es geht einfach um die Arbeit der beiden “Dämonologen” und um die Geschichten hinter den Gruselgeschichten, z.B. vom “Amityville Horror”. Man lernt die Familie und die Hintergründe kennen, dabei wirkt nichts künstlich aufgebauscht, es werden keine Predigten gehalten und es wird auch nicht versucht, skeptische Leser von irgendwas zu überzeugen.
Ob man die Geschichten ernst nehmen will oder nicht ist und bleibt jedem selbst überlassen. Für mich war “The Demonologists” einfach eine gruselige Kurzgeschichtensammlung. Für Fans der Filme oder von Horrorgeschichten absolut lesenswert.
“Der Nebel” von Stephen King ☆☆☆☆☆
Ich wollte unbedingt die Kurzgeschichte lesen, bevor ich auf Netflix die Serie schaue. Gesagt, getan. Nur um dann festzustellen, dass in der Serie kaum etwas von der Kurzgeschichte übrig bleibt – Figuren und Setting sind ganz anders, es scheint fast nur der Nebel übernommen worden zu sein. Zwei Folgen habe ich bis jetzt schon gesehen und finde die Serie ganz okay – die Erzählung von Stephen King ist aber um Längen besser.
Hat man erst einmal angefangen, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die kleine Familie die im Mittelpunkt der Kurzgeschichte steht wächst einem richtig ans Herz und auch der Rest der Kleinstadt ist ein liebenswerter, verrückter Haufen.
Mein Problem mit Stephen King sind meistens die Längen in seinen Büchern, wenn er anfängt langwierig und langweilig von der Geschichte abzuschweifen. Das macht er in einer Kurzgeschichte nicht, auf den paar Seiten hat er da gar keine Chance dazu. “Der Nebel” ist von Anfang bis Ende spannend, 100% purer Horror.
“Ich bin die Nacht” von Ethan Cross ☆☆
Seit März habe ich mit “Ich bin die Nacht” gekämpft. Der Serienkiller Francis Ackerman junior hat mich immer wieder zum Buch zurückehren lassen, seine Art war echt faszinierend und jedes Kapitel mit ihm habe ich “genossen”, wenn man das so sagen kann. Nur leider gab es davon nicht sehr viele und im Mittelpunkt steht eher ein ehemaliger Ermittler und irgendeine Mafia Geschichte bzw. eben auch keine Mafia Geschichte. Denn wie bei “Murder Park” wird man hier als Leser ganz schön hinters Licht geführt und kommt sich nach dem Lesen ganz schön dumm vor, und das nicht auf irgendeine gute Art.
Schade, denn der Serienmörder hatte so viel Potenzial. Da es in den folgenden Bänden aber noch weniger um Francis Ackerman junior gehen wird, werde ich die Reihe wohl erstmal nicht weiterlesen. Der Kampf mit dem Buch lohnt sich nicht, nur um am Ende veräppelt zu werden.