Vom “nie genug” Gefühl als Blogger | Highlights und Lowlights aus dem Nationalpark Hoge Kempen (Limburg, Belgien)

Apr 22, 2023 | Belgien, Europa, Expeditionen, Unterwegs | 0 Kommentare

Während ich den Anfang dieses Beitrags schreibe, sitze ich im Ferienhaus an der Kücheninsel. Draußen hat es den ganzen Vormittag in Strömen geregnet und gestürmt – einfach alles ist nass. Statt einer Radtour oder dem angedachten Ausflug an eine Wasserburg beschäftigen wir die Wanderhündin Tessa heute drinnen, versuchen nachher eine Regenpause für die Gassirunde durch den Ferienpark zu erwischen… und das wars dann. Als gerade läufige Hundedame reicht ihr das auch voll und ganz – da wünscht sie sich nur viel Ruhe, dass wir mit ihr früh ins Bett gehen und wahrscheinlich nicht ständig die doofen Windeln anziehen zu müssen. (sorry Madame, das muss gerade aber einfach sein.)
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Das ist gerade die Realität. Und wenn wir ganz ehrlich sind, freuen wir Menschen uns heute auch über den Regen & den Sturm. Dann habe ich eine “Ausrede”, dafür dass wir im Fahrradgebiet Limburg in Belgien dieses Mal nicht eine Radtour gemacht haben, und wir das mit dem Radanhänger für die Hündin nicht ausprobieren konnten. Dafür dass ich doch nicht joggen war. Dafür dass wir diesmal keine “richtige” Wanderung gemacht haben. Totaler Blödsinn ist diese Einstellung, das geht mir die letzten paar Tage durch den Kopf. Auch wir Menschen sind müde und ziemlich froh über den Mittagsschlaf auf der Couch. Haben die letzten Wochen & Monate viel mehr getan, gemacht & erreicht als ich hier aufzählen könnte. Letzte Woche meinte jemand in meinem Job zu mir, wir schauen viel zu oft nur nach vorne und sehen gar nicht, was wir alles die letzten Jahre schon erreicht & geschafft haben. Ein lange überflüssiger Denkanstoß, der mir in diesem Urlaub schon die ein oder andere Erkenntnis gebracht hat.
Belgien | Limburg | Nationalpark Hoge Kempen | Landal Moi Zutendaal
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Auch wenn ich, unpassend dazu, in diesem Beitrag nun erstmal mit etwas anfange, dass ich bisher noch nicht geschafft habe: euch von unserer Zeit im Nationalpark Hoge Kempen letzten März (also 2022) zu erzählen. Jetzt ist wieder März, also 2023, und ich sitze hier im gleichen Ferienpark, drei Häuser weiter als im Jahr davor und der Gedankenkreisel beschwert sich über das Wetter, das wir so “schon wieder” nichts “richtiges” machen können hier. Dass ich euch hier auf dem Blog so “schon wieder” nichts zu erzählen habe. Keinen GPS-Track zu einer “richtigen” Wanderung, “nur” Gassiwege, die mit einer läufigen Hündin & uns untrainierten Bürotieren entsprechend kurz & unspektakulär sind. “Nur” triste & graue Bilder vom Wald. “Nur” kurze Stops an Ausflugszielen, keine Rezensionen, keine “richtigen” Erfahrungsberichte…
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Wenn man den Kreisel mal anhält, merke ich, wie ich mir gerade selber auf die Nerven gehe. Ich weiß nicht genau, an welchem Punkt dieser Blog angefangen hat, so ein Stressfaktor zu sein. Früher hab ich hier einfach Bilder von unseren Reisen geteilt & dazu erzählt was mir gerade so eingefallen ist. Hab euch von Büchern berichtet, einfach weil ich sie gelesen habe und gut fand oder nicht. Von diesen Beiträgen ist kaum noch was übrig geblieben, viele habe ich offline genommen oder total überarbeitet. Habe auf viele Experten & Empfehlungen gehört, vielleicht auf zu viele verschiedene. Wollte Mehrwert bieten, eine Nische finden, alles was dem Leser nichts bringt hatte auf dem Blog auf einmal nichts mehr zu suchen, würde die Leute ja nur davon abhalten, den “guten” Content zu finden. Dabei ist dann eigentlich kaum noch Content entstanden, weil alles das was für andere funktioniert, in mein Leben so nicht rein gepasst hat.
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Am Anfang ging es vielleicht krampfhaft noch irgendwie, mittlerweile nehmen Job & Leben aber einfach mehr Raum & Zeit ein als früher, ich bin in der Zwischenzeit 30 geworden. Vielleicht nicht viel erwachsener, aber alles ist auf jeden Fall ein bisschen anders. Ich kann (und will) nicht im Voraus jede Minute & jeden Schritt im Urlaub so planen & durchführen, dass ihr als Leser davon was habt. Manchmal arbeite ich 50 Stunden die Woche (und das gerne, ich mag meinen Job & das meiste drumherum) und will nicht auch noch mein Wochenende & meinen Urlaub “managen” müssen oder für “der Leser” Ausrüstungstipps & Wanderkarten googlen – wenn ihr auch nur ein bisschen so seid wie ich (und davon gehe ich aus, sonst hättet ihr jetzt nicht soweit gelesen), macht ihr das vor Ort sowieso nochmal, und wenn nicht machen das andere Blogger oder die Touristeninformationen für euch viel besser. (Vor allem was Ausrüstung & Packen angeht bin ich eine totale Niete, da solltet ihr auf jeden Fall besser auf andere höre – ich hätte dieses Mal fast vergessen, regenfeste Wanderhosen einzupacken. In Leggings wären es sehr feucht fröhliche Gassirunden geworden).
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Mit diesen Highlights & Lowlights (& alles dazwischen & außerhalb) aus dem Nationalpark Hoge Kempen in Belgien erobere ich meinen Blog zurück und mache ihn offiziell zu dem, was er vielleicht sogar nie so richtig war: mein Tagebuch. Was ich so getan, gelesen, gesehen, gegessen habe – ganz ohne Mehrwert. Versprochen. Solltet ihr trotzdem mal was sehen was ihr nachmachen wollt, umso besser. Irgendjemand anderes von den Internetleuten verrät euch bestimmt, wie ihr wohin kommt. Das schafft ihr dann schon.

Das “Basecamp”: Landal Mooi Zutendaal… einmal mit Whirlpool bitte

Wie verschlägt es einen in einen Ort, von dem man sich bis heute den Namen nicht merken kann und bei dem man jedes mal eine kleine Karte beschreiben muss, wenn jemand fragt wo wir in Urlaub hinfahren? ”An der Grenze von Belgien zu Holland aber in der Nähe von Deutschland, da in der Nähe ist… ähm… die Stadt deren Name mir grad nicht einfallen will… ah… Maastricht”. Safe to say, die Leute nicken dann nur verständnisvoll aus Höflichkeit und damit ich aufhöre zu erklären.
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Ganz einfach: Das Ferienhaus hat einen privaten Whirlpool auf der Terrasse. Tiefgründiger wird diese Antwort nicht. Auf Instagram gesehen, auf der Webseite letztes Jahr gesehen dass rund um den Geburtstag meines Freundes die Preise niedrig waren & dann haben wir direkt gebucht. Dazu muss man dann aber doch sagen dass wir mittlerweile “langjähriger Kunde” bei Landal Green parks sind, schon mehrere verschiedene Parks besucht haben & bisher immer sehr zufrieden sind. Buchen & Anreise sind sehr unkompliziert – seit 1-2 Jahren kann man sogar in manchen Parks einfach per App einchecken & bekommt in der App einen “virtuellen” Schlüssel für die Häuser & kann per Bluetooth die Haustür aufsperren ohne an die Rezeption zu müssen. Für uns die beste Erfindung, seit es Corona gibt…
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Die Parks liegen immer mitten in der Natur, sodass man überall Wanderungen “vor der Haustür” starten kann, liegen aber auch so zentral, dass man Sehenswürdigkeiten oder Ausflugsziele in der Nähe mit dem Auto gut erreichen kann. So ist es auch in Moi Zutendaal.

Eigentlich will ich nicht in die Stadt … oooh, ein Buchladen!

Ja, eigentlich ist ein Stadtbummel mit das Letzte was bei uns auf dem Plan steht wenn wir Erholungsurlaub machen. Parkplatzsuche, Menschenmassen… alles um Dinge zu kaufen, die man zu Hause auch online bestellen kann. Nicht so mein Ding. Aaaber… bei besonderen Buchläden kann ich dann doch einfach nicht widerstehen. Und der in Maastricht überzeugte direkt, denn der sollte sich in einer alten Kirche befinden.
Maastricht - Buchhandlung Dominicanen
Maastricht - Buchhandlung Dominicanen
Maastricht - Buchhandlung Dominicanen
Es war dann eigentlich fast genauso magisch wie es sich angehört hat & natürlich musste ich zum Andenken ein paar Kleinigkeiten kaufen.
Maastricht
Maastricht
Maastricht

Ansonsten war Maastricht an sich wenig besonders. Es gab einige hübsche Kirchen, wie in jeder älteren Stadt auch. Der erstbeste Parkplatz bei dem man nicht mit Auto in die Stadtmitte musste (immer nicht so einfach wenn man sich nicht auskennt) war viel zu weit außerhalb, die Stadt war voll mit Menschen & Geschäften die man von zu Hause kennt. An der Maas zu sitzen war okay, am nächsten Tag auf der Radtour der Abstecher an den Albertkanal war aber auf jeden Fall beeindruckender und entspannter. Aber ja, doch, der Besuch im Buchladen hat sich gelohnt. Also für mich.

Von angeblichen Radfahr-Highlights, und was wirklich gut war

Wenn man im Nationalpark Hoge Kempe nach Radtouren googlet, stößt man direkt auf zwei Dinge: die Tour durchs Wasser & die Tour über den Wald. Beides haben wir gemacht und beide Male standen wir da und dachten “Wie, das wars jetzt?”
Beides war total kurz & schmal. Viel zu kurz um es groß zu genießen & viel zu schmal um stehen zu bleiben um sich richtig um zu schauen. Was allerdings gerade bei dem Weg durchs Wasser viele Fußgänger nicht davon abgehalten hat, den Weg zu blockieren & Familien- und/oder Instagram Fotos zu machen. Für uns doppelt ärgerlich weil wir in Erwartung eines absoluten Highlights eine 60 Kilometer Radtour extra dorthin geplant hatten, und uns nun also etwas enttäuscht Abends der Poppo weh tat von der weiten Strecke auf dem Fahrradsattel.
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Es ist aber natürlich nicht alles schlecht, der Weg war beide Male das bessere Ziel. Limburg hat ein unfassbar gut ausgebautes & ausgeschildertes Radwegenetz kreuzt quer durch den Nationalpark mit super schönen Wegen durch die Natur und an Flüssen & Seen vorbei.
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Unter anderen fanden wir uns plötzlich an einer Schleuse am seeehr breiten Albertkanal und haben eine ganze Zeit lang den großen Schiffen beim Schleusen zugeschaut.
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Die Wege durch die Natur sind so abwechslungsreich, dass man innerhalb weniger Kilometer vom Laubwald, in eine Dünenlandschaft, anschließend einen Nadelwald und dann durch Heidelandschaften fährt. Außerdem gibt es viele kleine Seen die zum Verweilen einladen, überall gibt es Rastplätze und Bänke wo sich dann auch nicht so viele Menschen auf einem Haufen bündeln.
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Diese kleinen Dinge sind einfach mehr nach unserem Geschmack als die Touristenmagneten, auch wenn wir jetzt sagen können wir haben sowohl die Tour durchs Wasser als auch die Tour über den Wald gemacht. Ob ich die Empfehlen würde? Eigentlich nicht. Kann man auf jeden Fall mitnehmen, wenn man eh dort herumradelt, aber seine Touren danach richten sollte man meiner Meinung nach nicht.

Nationalparktor Terhills… wieso ich mir zukünftig vielleicht doch wieder 2 Minuten Zeit nehme, Wanderwege vorab zu googlen

“Wo lang?” fragt er. “Ähm… gehen wir mal… da hoch.” antwortete sie. So richtig wusste ich es nicht, wollte einfach einen Aussichtspunkt finden, von dem aus wir die Seenlandschaft von oben anschauen konnten. Die vom Bergbau geformte Landschaft “Terhills” sieht von oben aus wie irgendein Fjord oder ein Fluss in der kanadischen Wildnis – zumindest stelle ich mir das in Kanada oder Norwegen so vor, mir fehlt da ehrlich gesagt die Erfahrung, vergleichbares mal in der Realität gesehen zu haben.
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Wenn man es nicht wüsste würde man nicht vermuten, dass Menschenhand mit dem Bergbau diese schöne Landschaft geschaffen hat. Wer meinem Blog schon länger folgt weiß, dass ich ein Faible für Bergbaugeschichte und aufgegebene Grubenstandorte habe, weswegen Terhills für uns ein Must-See war in dieser Region. Aber auch für reine Naturliebhaber ist der See ein Ort zum Spazieren gehen & genießen.
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Damit das mit dem Genießen was wird, nehmt euch vielleicht wirklich die Minute um euch die Wanderwege vorab etwas genauer anzuschauen. Der Weg den wir für den Abstieg gefunden hatten war weniger lang, weniger steil und weniger anstrengend, als den Anfangs zufällig erstbesten gewählten Pfad der lange und ziemlich steil erstmal über eine angrenzende frühere Halde führt. Kann man machen, hätte man aber nicht gemusst.
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Nationalparktore Lieteberg & Pietersheim – Nationalpark für Anfänger & Fortgeschrittene

Einfacher hat man es da an zwei anderen Nationalpark Zugangstoren. Da fährt man hin, parkt auf dem großen Parkplatz, wählt dort einfach einen Wanderweg nach der Länge und läuft los, der Beschilderung folgend. Das können ganz einfache kurze flache Wege sein, es gibt aber auch überall anspruchsvollere Wege für “Fortgeschrittene”, also sportliche Wanderer und Radfahrer. Außerdem gibt es (vor allem für Familien) direkt an den Zugangstoren etwas zu sehen oder erleben.
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Wir waren zuerst am Zugangstor in Lieteberg, weil das direkt in der Nähe des Ferienparks in Zutendal liegt. Hier gibt es für Familien einen Barfußpfad mit Aussichtsturm, den haben wir jedoch nicht besucht. Wir haben das Gelände beim ersten Mal mit dem Fahrrad umrundet, beim zweiten Mal sind wir einem kurzen Wanderweg drumherum gefolgt. Die Landschaft ist echt magisch und in dem Wald verlaufen sich die Wege so breit, dass man nicht vielen anderen begegnet.
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Anders war das in Pietersheim. Hier liegt das Zugangstor an einer Wasserburg mit großem Park und Streichelzoo für die Familie. Da bündeln sich die Besucher natürlich etwas. Trotzdem war die Wasserburg sehenswert (war auch die erste Wasserburg die ich überhaupt gesehen habe) und die Pfade durch den Park rundherum waren echt schön. Besonders der Zwergenpfad war süß gemacht und sorgt für den ein oder anderen Schmunzler beim Wandern.
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Beide Male sind wir nicht allzu weit gewandert, was beides Mal unser Glück war da es meistens am Ferienhaus wieder anfing stark zu regnen. An beiden Zugangstoren kann man aber bestimmt noch die ein oder andere schöne Runde drehen.
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