Das erste Mal Traumschleife | Die Mühlenbach-Schluchtentour
Endlich Traumschleife! Nach langem liebäugeln mit den 111 Saar-Hunsrück-Steig Traumschleifen, seit dem Herr der Ringe hat die Zahl einundelfzig ;-) eine sehr magische und anziehende Wirkung auf mich, habe auch ich endlich meine erste Traumschleife bezwungen. Anstrengend wars, aber auch schön, und süchtig wird man auch direkt. 111 ist eben eine gute Zahl…
Die Mühlenbach Schluchtentour ist die Traumschleife mit der Nummer 35, startet in Saarwellingen und führt durch Wald, über Wiesen und wie der Name schon sagt, durch eine Schlucht. Dort gibt es sogar eine kleine Saarschleife. Glaubt ihr nicht? Dann geht am besten selber nachgucken.
Es war vielleicht nicht die klügste Entscheidung, mit einer Traumschleife anzufangen die über 11 Kilometer lang ist. Aber nachdem die Schlucht in unserem Urlaubsort in Österreich nicht begehbar war, hatten wir eine ungestillte Gier nach Schlucht.
Wie anstrengend 11 Kilometer wirklich sind habe ich auch erst ungefähr ab Kilometer 9 gespürt und ab Kilometer 10 bereut. Aber das seht ihr dann weiter unten in den Bildern.
Die Aussage “Der 11 Kilometer lange Weg eignet sich ideal als Halbtagestour für Einsteiger.” auf der Homepage der Traumschleifen kann ich also nur bedingt unterschreiben. Die Mühlenbach Schluchtentour macht auf jeden Fall Lust auf mehr Traumschleifen, aber vor allem auch Lust auf weniger Kilometer.
Als Anfänger beim Wandern verliert man hier auf den letzten 2 Kilometern etwas die Lust, besonders wenn man so wenig Ausdauer hat wie ich. Da ist die tolle Schlucht dann fast vergessen und man freut sich nur noch aufs Auto. Dass das Ziel bei Traumschleifen Einsteigern sein soll glaube ich nicht.
Aber genug gemeckert. Denn es war schön, daran sollte man sich erinnern. An der Schutzhütte des Saarwaldvereins von Saarwellingen einen Parkplatz zu finden gestaltete sich an dem Sonntag den wir uns ausgesucht hatten etwas schwierig. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die ganzen Leute auf der Traumschleife unterwegs sein würden, aber dem war zum Glück nicht so. Die ganzen Menschen verschwanden irgendwo anders im Wald und waren nie wieder gesehen… also nicht von uns.
Positiv überrascht hat mich, dass die Traumschleife nicht nur auf befestigten Wanderwegen verläuft. Ich weiß nicht genau wieso ich das erwartet hatte, aber bei Wanderwegen denke ich einfach an breite Feldwege und gerade bei den Traumschleifen an Wandertourismus mit hunderten von Menschen. Dem war hier aber gar nicht so.
Die erste Sinnesbank. Direkt mal ausprobieren…
Schon hinter der ersten Kurve geht es nicht auf dem breiten Feldweg weiter, sondern auf einem schmalen “Schluff” (= sowas wie ein Schleichweg, auf Hunsrücker Plattdeutsch ;) ) zwischen einem Feld und einer Obstplantage entlang. Die erste Sinnesbank wird direkt mal ausgetestet und für gut befunden! Vor allem so in der Sonne ein toller Platz zum Ausruhen. Aber wir haben ja gerade erst angefangen, erstmal schnell wieder weiter.
Neben sehr schönen Schleichwegen durch den Wald kreuzt man leider auch ab und zu eine Straße und eine Nordic Walking Strecke. Lässt sich in einem kleinen Bundesland wie dem Saarland wohl leider nicht immer vermeiden, vorbeifahrende Autos zerstören aber leider immer etwas die (innere) Ruhe.
Findet ihr solche “Baum Tunnel” auch so schön wie ich? Fühlt sich immer an wie der Eingang ins Feenland…
Dafür hat man an einer Straße eine gute Sicht auf den Nordschacht des Bergwerk Saar. Der Nordschacht war bis 2012 der tiefste noch betriebene Schacht in Europa. Eigentlich sollte so ein Monster aus dem Kohlenbergbau ja die Landschaft verschandeln. Da es aber weit und breit der einzige Blickfang ist, ist es irgendwie interessant. Und so weiß über dem gelben Rapsfeld doch irgendwie hübsch.
(Ich erwähne mal heimlich in Flüsterklammern ;-), dass ich erst an dem Tag gelernt habe, dass das Raps ist… Schande über mein Dorfkind-Haupt. Aber in der Sendung mit der Maus kam das erst ein paar Wochen später vor.)
Und dann endlich, der erste kleine Einblick in die Schlucht. Zwar nur einmal Treppe runter, Treppe rauf – aber sehr cool! Man fühlt sich direkt ein bisschen wie in den Alpen, zumindest mit den Treppen und kleinen Brücken. Im Saarland hätte ich so eine Landschaft echt nicht erwartet. Respekt, und mehr davon bitte.
Nach einem kurzen Stück geht es dann runter in die richtige Schlucht. Die Stege und Treppen erinnern zwar immer noch an die Alpen, aber als mein Blick in die andere Richtung geht muss ich direkt an Karl May denken. Seine Indianer hätten sich hier zwischen den roten Felsen bestimmt auch sehr wohl gefühlt.
Die kleine Saarschleife…
Leider liegt die Schlucht viel zu schnell hinter uns und das obwohl noch nicht einmal die Hälfte der Traumschleife geschafft ist. Echt schade. Dafür können sich die Beine erstmal von den vielen Stufen und dem auf und ab in der Schlucht erholen. Richtig cool finde ich, dass eine Umgehung der Schlucht ausgeschildert ist, so müssen auch ältere oder ganz junge Wanderer nicht auf die Traumschleife verzichten. Und einen Einblick in die Schlucht bekommt man auch von oben.
Was macht ihr eigentlich, wenn es plötzlich im Laub oder im Unterholz neben euch raschelt? Wenn wir einfach weitergegangen wären, hätten wir mein Lieblingsfoto der ganzen Tour nicht schießen können. Zwischen umgefallenen Baumstämmen und Laub tummelten sich mehrere dieser kleinen Tiere. Er oder sie war leider die einzige die lange genug stillgehalten hat, um ein anständiges Foto zu machen. Die Rasselbande war ganz schön aktiv und viel zu schnell.
Im Vorbeigehen dachten wir, es sei ein Hermelin. Von einem Bekannten wurde ich dann eines Besseren belehrt: es ist ein kleines Wiesel bzw. Mauswiesel. Schon bei meiner ersten Traumschleife habe ich so nicht nur das gelernt, sondern auch öfter mal genauer hinzuhören und hinzuschauen.
Jetzt kommen die Bilder die ich oben schon erwähnt hatte: erschöpftes Gesicht, Freude über Kilometer 9 (als ich noch dachte “noch 2 Kilometer, das kann ja nicht mehr so weit sein”) und Bilder von hinten um die Schweißperlen zu verstecken. :-)
“Kurz“, also knapp 2 Kilometer vor Schluss, verlässt man noch einmal den Wald und hat eine wunderbare Aussicht auf das Saarpolygon. Was für den nicht-Saarländer etwas seltsam aussehen mag, hat auch wieder mit dem Kohlebergbau zu tun. Das Saarpolygon ist ein Denkmal, dass auf einer Bergehalde des ehemaligen Bergbau Saar steht. Es soll an den 2012 im Saarland eingestellten Kohlebergbau erinnern, der das kleine Bundesland sehr geprägt hat.
Bis jetzt habe ich das Polygon immer nur von der Autobahn aus gesehen. Da ist diese Perspektive sehr viel schöner.
Auf den letzten zwei Kilometern hatte ich echt zu kämpfen und habe deswegen auch etwas die Lust verloren, noch Fotos zu machen. Viel zu sehen gab es auch nicht, das letzte Stück verläuft parallel zur Hauptstraße und kreuzt den Weg, den die vielen Menschen genommen haben die wir anfangs aus den Augen verloren hatten.
Meine erste Traumschleife endet also mit viel Schweiß auf der Stirn und viel zu vielen Menschen um uns herum. Spaß gemacht hat es trotzdem und süchtig bin ich auch schon.
Meine zweite Traumschleife habe ich schon bezwungen, die dritte ist für nächsten Montag geplant. 111 sollen es mal werden. Ich hoffe ihr habt weiterhin Spaß dabei, mich ein bisschen zu begleiten.
Meine Traumschleifen Stempel und mehr Traumschleifen Berichte findet ihr
>> HIER <<
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