FIS Skispringen Sommer-Grand-Prix 2015 in Hinterzarten
Hätte ich vor der Abreise jedes Mal 10 Cent bekommen, wenn jemand gefragt hat “Wie Skispringen im Sommer? Ohne Schnee?”, dann hätte ich mir bei der Veranstaltung von dem Geld mindestens Würstchen und Pommes kaufen können. Aber ich verstehe die Skepsis. Wenn man es nicht kennt, dann verbindet man ein Wochenende im Sommer mit 40°C natürlich nicht mit Skispringen.
Aber wenn man mal darüber nachdenkt, müssen die Sportler ja auch im Sommer trainieren. Dafür wurden irgendwann mal das Mattenspringen erfunden. D.h. anstatt auf Schnee landen die Springer im Sommer auf extra dafür angefertigten Matten, die wenn sie mit der Sprinkleranlage gewässert wurden genauso glitschig sind wie Schnee.
Ich verfolge Skispringen jetzt schon seit ein paar Jahren im Fernsehen (zugegeben, eher im Winter als im Sommer) und habe schon mehrere Schanzen besucht, aber noch nie jemanden von einer Schanze springen gesehen. Dieses Jahr fiel das Sommerspringen in Hinterzarten (Schwarzwald) aber auf so einen guten Termin, dass wir uns es nicht entgehen lassen wollten.
Wir hatten uns das Sommerspringen ausgesucht, da ich und meine bessere Hälfte doch etwas Scheu vor den riesen Menschenmengen bei dem Winter-Grand-Prix haben. Ich dachte im Sommer ist weniger los, und man hat eher mal die Chance vorne dabei zu sein und viel zu sehen. Anstatt zwischen Tausend anderen eingequetscht zu stehen. Außerdem schienen die Temperaturen angenehmer. Im Sommer kann man sich in der Tasche einfach eine Flasche Wasser mitnehmen, im Winter müssten es schon wärmere Getränke sein oder man muss ewig irgendwo anstehen für Tee oder Glühwein.
So weit zu meiner Theorie, und eigentlich war auch alles genau so. Es war “wenig” los, sodass wir am 2. und 3. Tag sogar unsere Picknickdecke mitnehmen und uns relativ gut ausbreiten konnten auf der Wiese. Andere hatten sogar Klappstühle und Sonnenschirme dabei. Die Schlangen für Getränke und Essen waren trotz der wenigen Leute ziemlich lange, aber man konnte sich ja vorher eindecken bzw. etwas mitnehmen. Wir kamen damit gut zurecht und hatten vor bzw. zwischen den Wettbewerben bei um die 30°C schönes Picknick-Feeling an der Schanze. Da will man sich Skispringen bei Minus-Graden und Schnee und Matsch im Winter fast gar nicht mehr vorstellen.
Aber genug Summer-Feeling. Was gibt es da dann eigentlich zu sehen? Hinterzarten war echt super, denn es gab nicht nur ein Springen, es wurde ein 3-Tages Event veranstaltet.
Donnerstags sprang die Jugend, Donnerstagabend gab es “Nationen-Games” (würde ich jetzt mal grob als Schwarzwälder-“Bundesjugendspiele” beschreiben) und Elfmeterschießen mit den älteren Skispringern und Teams. Freitag dann Teamspringen und Samstag der Einzelwettkampf der Herren. Und ganz am Ende ein Feuerwerk-Wettbewerb von drei Nationen, direkt über der Schanze.
Schön war auch das “Nationendorf” direkt neben der Schanze, wo für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt wurde. “Nationendorf” deswegen, weil hier jede Skisprungnation ihre eigenen Spezialitäten verkauft hat. So gab es bei den Italienern z.B.: Cappuccino & Eis, bei den Norwegern sogar Renntierschinken.
Für das Springen der Jugend am Donnerstagmittag kamen wir leider zu spät in Hinterzarten an. Zu den “Nationen-Games” haben wir es aber noch geschafft. Dabei traten Team Österreich, Team Russland und Team Deutschland (ein Mix aus Springern, Trainern und Betreuern der 3 Teams) in 4 Disziplinen an:
Riesenski
Maßkrug stemmen
Nageln
Gummistiefel Weitwurf
Unabhängig davon durften sich dann die Springer noch im Elf-(bzw. Neun-)Meterschießen duellieren. Ich hoffe den Jungs hat das Mitspielen so viel Spaß gemacht wie uns das zuschauen. Es war auch einfach mal schön bzw. interessant die Springer in einem anderen Umfeld zu sehen, als immer nur hochkonzentriert bei den Wettbewerben.
Gewinner Nationen-Games: 1. Team Österreich – 2. Team Deutschland – 3. Team Russland
Gewinner Neun-Meter-Schießen: 1. Denis Kornilov – 2. Richard Freitag
Zu den Skisprung Wettbewerben gibt es eigentlich wenig zu sagen. Die Stimmung, wenn ein deutscher Springer in Deutschland springt ist einfach unbeschreiblich, und wenn eine Andi Wank dann noch 103/104 Meter raushaut und Team Deutschland gewinnt… das muss man einfach erlebt haben. Zu beschreiben ist das glaube ich gar nicht.
Als Fan ist es auch ein einmaliges (im Sinne von Toll, nicht im Sinne von “will nicht wiederholt werden”) einen Janne Ahonen oder Simon Ammann springen zu sehen. Ich bekenne mich auch dazu, ein riesen Norwegen-Fan zu sein, und die Jungs mal aus der Nähe und springen zu sehen war auch klasse. Das sind einfach so ganz kleine, eigene Glücksmomente, die einen das ganze Wochenende breit grinsen lassen. Auch wenn andere dann nicht richtig verstehen, warum.
Den perfekten Abschluss zu einem fantastischen Wochenende bot dann das Feuerwerk, bzw. die 3 Feuerwerke von 3 verschiedenen Nationen, direkt über der Chance. In dem Moment war ich wunschlos glücklich.
p.s. falls ihr das in Hinterzarten auch mal erleben wollt, und überlegt wo man dort schlafen soll. Es muss nicht immer Titisee Neustadt sein. Wir haben in Hinterzarten im Landhaus Rombach übernachtet. Man darf dort zwar keine Hemmungen haben, morgens mit Fremden an einem Tisch zu frühstücken, aber dafür kann man in 15-20 Minuten gemütlich zur Schanze spazieren. Nur die Taschenlampe darf man nicht vergessen, damit einen nachts auf dem Heimweg das dunkle Hinterzartener Moor nicht verschluckt.
Hinterzarten
“I’m not scared of flying. I’m scared of sharks, hurricanes, and false imprisonment. I’m scared that I will never do anything of value with my life. But I’m not scared of flying.”
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